„Meine absolute Empfehlung an euch: die Ivenacker Eichen! Ein wahres Naturwunder, das man nicht verpassen sollte!“
allgemeine Informationen:
Wo?
Ivenacker Tiergarten, 17153 Ivenack
Highlights:
Fünf 1000 Jährige Eichen, Tierpark, Baumkronenpfad mit 40 Meter hoher Aussichtsplattform
Schutzstatus:
Jede Ivenacker Eiche ist ein Naturdenkmal, das Gesamtgebiet ein Nationales Naturmonument
Eintrittspreise:
Pro Erwachsener 5 €, mit Baumkronenpfad 9 €
Freier Eintritt für Kinder unter 6 Jahren
Anreise:
Am besten mit dem Auto, genügend kostenlose Parkplätze sind vorhanden. Du kannst natürlich auch mit der Regionalbahn anreisen und mit dem Fahrrad weiter!
Noch mehr Infos auf der offiziellen Webseite
Mein Besuch bei den Ivenacker Eichen
Als ich das Tor zu den Ivenacker Eichen betrete bin ich ausgelaugt. Die letzten Monate waren anstrengend. Nicht nur die Corona Situation hat mein Leben negativ beeinflusst, auch eine generelle Unzufriedenheit mit allem Erreichten, plagt mich wie verrückt. Ja, ich würde dieses Gefühl, diese Hoffnungslosigkeit sogar als Depression bezeichnen. Nun, jetzt war ich hier, der erste Stopp auf meinem Kurzurlaub an die Ostsee. Die Ivenacker Eichen. Sie stehen gefühlt am Ende der Welt.
An der Kasse fragt mich der Mann: „Nur der Park oder auch auf den Baumwipfelpfad?“. Ich möchte ALLES! und zahle die 9 Euro Eintritt. Seit dem Moment als ich Anfang des Jahres durch einen kleinen Zeitungsartikel in der Berliner Woche von diesem Ort mit seinen 1000-jährigen Eichen erfahren habe, kann ich es nicht abwarten sie selbst zu sehen und zu erleben! Ich halte meine Kamera bereit, habe mich aber entschlossen die Momente erstmal ganz in mich aufzusaugen. Zum Glück hellt sich gerade das Wetter auf und Sonnenstrahlen dringen zu mir in den Wald. Ich gehe den vorgegebenen Weg entlang und da sehe ich die ersten beiden Eichen stehen!
Ich kann nicht anders als begeistert zu sein! Meine ganze kleine Welt ist sofort vergessen, als ich diese alten Riesen dort auf der Wiese stehen sehe. Sie sind schön, unglaublich schön! Sie strahlen eine Kraft und Stärke aus und eine Erhabenheit, so etwas kenne ich nicht mal aus den schönsten Wäldern in denen ich bisher alte Bäume bestaunt habe. 1000 Jahre haben sie hier auf dieser Erde verbracht. Ich kann nicht anders als Gänsehaut zu bekommen. Und so langsam versucht mein kleines Menschengehirn diese Tatsache zu verarbeiten, dass diese Bäume so einiges an schlimmen, unsicheren und auch schönen Zeiten hinter sich haben. 1000 Jahre. Immer wieder ergreift mich diese Tatsache und ich wünschte sie als kleine Eichen-Kinder zu kennen, zusammen mit den Zisterzienser Mönchen die damals noch die Gegend bewirtschaftet haben.
Am meisten berührt mich die Stärke und Schönheit dieser weisen Wesen. Ich realisiere, dass meine „Probleme“ ein Blatt im Sturm sind, die alsbald auch wieder weggeweht werden. Nichts ist für die Ewigkeit und wenn man es doch schafft 1000 Jahre auf dieser Erde zu wandeln, dann bedarf es ganz besonderer Fähigkeiten: Geduld und Gelassenheit.
Ich schaue mir jeden Baum ganz im Detail an. Jede Höhle, jeden Totast, jede dicke Wurzel. Bemerkenswert sind ihre relativ dünnen Äste zum Verhältnis ihres sehr dicken Stammes. Um sie herum liegen viele alte, dicke Totäste, die sie abgeworfen haben.
Anscheinend lohnt es sich nicht an alten Lasten zu hängen, sondern sich mit der Zeit zu wandeln und stets neue Teile und Fähigkeiten in sich zu entdecken. Vielleicht ist auch dies ein Geheimnis ihres langen Lebens?
Bäume sind für mich seit je her die wunderbarsten Wesen unserer Erde. Sie geben und geben. Ihre Großzügigkeit kennt kein Ende. Sie sind in der Erde verwurzelt und im Himmel zuhause. Sie verbinden oben und unten und ernähren sich hauptsächlich aus Licht. Sie haben unter der Herrschaft der Menschen nur gelitten und doch haben sie sie noch nicht aufgegeben. Und nun stehe ich vor den heiligen Bäumen, die vielleicht ihre letzten Momente auf dieser Erde genießen, denn ihr Zenit ist seit guten 300 Jahren überschritten. Noch vor 100 Jahren waren es 11 Eichen, heute sind es noch 5.
Ich bin sehr dankbar über das Geschenk sie noch erleben zu dürfen. Und ich bin dankbar, dass ihre Einzigartigkeit geschätzt und geschützt wird. Jede Ivenacker Eiche ist ein Naturdenkmal und genießt damit den höchsten Schutzstatus. Das Gelände an sich ist ein Nationales Naturmonument und ist damit in seiner Ganzheit geschützt.
Die alten Eichen sind auch nicht für den Besucher berührbar, was mir persönlich vor allem bei einer Eiche sehr leidtut. Gerne würde ich sie näher kennenlernen, berühren und vielleicht auch umarmen, aber natürlich verstehe ich die Schutzmaßnahmen und respektiere sie auch. Schließlich braucht so eine Oma-Eiche dann doch Ruhe vor dem jungen Menschenvolk.
Zur Ergänzung der Eichen wurde in den letzten Jahren ein Baumwipfelpfad gebaut. Er führt hoch hinauf an die Gipfel der umstehenden jüngeren Eichen, die darauf warten in die Fußstapfen ihrer Ur-, Ur-, Ur-, Ur-Eltern zu treten und die Menschen auch mit ihrem Alter und ihrer Stärke zu faszinieren. Der Baumwipfelpfad ist sehr liebevoll gestaltet. Gedichte von Schülern aus der Umgebung sind auf kleinen Tafeln angebracht. Sie handeln von den Erlebnissen bei Schulausflügen zu den 1000 jährigen Eichen. Auch ein Baumwipfel-Yoga-Pfad wurde integriert. So können die Besucher entlang der Strecke auf kleinen Aussichtsplattformen eine Pause einlegen und Körper und Geist in Einklang bringen.
Hat man sich den sehr angenehm steigenden Holzweg mit seinen vielen Informationen und traumhaft schönen Ausblicken nach oben gebahnt, besteht zum Schluss die Möglichkeit den Aussichtsturm zu besteigen und einen herrlichen Blick über die ganze Umgebung zu ergattern. Hier möchte ich gerne ein kleines Mädchen zitieren, das diesen Glücksmoment des Aufstiegs und der Weitsicht perfekt neben mir zusammengefasst hat: „Mama, Mama, komm schnell! Es ist hier super! Ich kann die ganze Welt sehen, sogar bis nach China!“ Tatsächlich reicht mein Blick nur auf den wunderschönen, in der Sonne glitzernden Ivenacker See und das Schloss am Ufer sowie die herrliche naturbelassene Umgebung, aber trotzdem, auch ich finde es hier einfach nur super! Es gefällt mir so sehr, dass ich mich zum Abstieg fast nicht überwinden kann, doch noch habe ich nicht alle 5 alten Eichen gesehen und das reizt mich dann doch ungemein.
Wieder auf der Erde verläuft der Park weiter und die alten, bereits teils abgestorbenen, Eichen ergreifen mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich sie sehe. Ich bleibe vor jeder eine kleine Ewigkeit stehen, mache Fotos, versuche den Moment festzuhalten. Leider ist es bereits spät und die Fahrt zu meiner Unterkunft nahe Rostock ist noch weit. Ich muss mich losreisen von der Zauberkraft dieses Ortes, von der Magie dieser Bäume.
Der Abschied fällt mir wirklich sehr schwer. Doch als ich diesen Ort verlasse merke ich eine innere Veränderung. Die 1000-jährigen Eichen haben mir ihr großzügiges Geschenk hinterlassen. Ich sehe die Welt nun mit anderen Augen. Ich sehe die Welt durch 1000-jährige Augen, und mir wird bewusst, dass meine Probleme vergehen werden, so wie alles vergeht.
Mir wird auch bewusst, dass ihr Mantra von „Geduld, Gelassenheit, alles mit der Zeit“ auch meins werden sollte, denn gehetzt durchs Leben zu gehen ist weder produktiv noch auf Dauer durchzuhalten.
Ich kann Stürme, Trockenperioden, die Politik, die Veränderung der Welt generell nicht aufhalten, oder gar meinem Willen unterwerfen. Das macht mich sonst verrückt, oder wie in letzter Zeit, einfach nur depressiv. Was ich aber machen kann, ist mich in Gelassenheit und Geduld zu üben und darauf zu vertrauen, dass alles zu mir kommt, was für mich bestimmt ist. Ich muss mehr zu einer Eiche werden als zu diesem beeinflussbaren Menschen und vielleicht sind mir dann auch ein paar glücklichere und entspanntere Lebensjahre unter freiem Himmel und unter warmen Sonnenstrahlen vergönnt.
Ich hoffe ich werde diese alten Eichen noch einmal in meinem Leben wiedersehen und ich bin bereits jetzt gespannt was sie mir bei meinem nächsten Besuch zu erzählen haben. Ich steige in mein Auto voller Dankbarkeit und voller Wunder. Ein kurzer Besuch bei den Ivenacker Eichen hat mein Leben, hat mich verändert.
Der Besuch hat mich zu einem kleinen Gedicht inspiriert…
Die Ivenacker Eiche – 1000 Jahre Zeit
Siehst du mich, oh weiser Riese?
Für dich, ein winzig Augenblick, verbring ich nah an dir.
Oh deine Stärke, Kraft und Schönheit, sie berührt mich, und oft wünscht ich sie auch mir!
Spürst du mein Sein, hier neben dir auf deiner Wiese?
Kein Zehntel deiner Zeit wandel ich schon hier auf Erden
doch scheint das Leben mir oft lang
War es dir je in deinem 1000 Jahre langem Leben wundersam und bang?
Und fragst du dich was soll mal werden?
Vielleicht sind deine letzten Tage schon sehr nah?
Vielleicht sind noch Jahrhunderte vor dir?
Du weiser Riese weißt, so wenig oft wie wir!
In deinem Angesicht wird es mir dann doch klar:
Alles mit der Zeit. Gelassenheit. Geduld.
Dein Mantra für die Ewigkeit.
Es macht mir Mut und es befreit!
Und löst in mir dann auch die Schuld!
Was sollen all die Fragen?
Das Leben ist doch JETZT!
Was bringt der Stress, warum das Leben leben so gehetzt?
Es gibt doch keinen Grund zu klagen!
Mein Besuch. Dein Anblick. Ein Wunder!
Im Herzen pure Dankbarkeit!
Du lässt mich fühlen die Welt jetzt bunter
und erlischt in mir das schwarz-weiße Bild der Traurigkeit!
Hab 1000 Male Dank und fühle dich gedrückt!
Ich hoffe ich seh dich bald!
Ich freu mich schon jetzt auf einen neuen Tag in diesem schönen Wald!
Von dannen zieh ich, nun zutiefst beglückt!
31.08.2020 Besuch bei den Ivenaker Eichen mit meiner Mama
Gedicht von Sabrina Schwarz