Hier findest du alle Informationen zum Berlin Urban Nature pact
Was ist der „Berlin Urban Nature Pact“?
Warum ist er so genial?
Warum ist Berlin ein Vorbild?
Wie kann ich zum Schutz der Stadtnatur beitragen?
Die Akteure in Berlin
Warum ich eine Expertin bin
Wie ich dir bei diesem Thema helfen kann
Was ist der Berlin Urban Nature Pact?
Am 3. September 2024 wurde der Berlin Urban Nature Pact (BUNP) vom Berliner Senat verabschiedet!
Dies ist für ALLE Berliner*innen und damit schließe ich erstmalig ALLE Tiere und Pflanzen und andere Lebewesen wie Pilze, Flechten etc. mit ein, wirklich eine wundervolle Neuigkeit!
Das Ziel des Berlin Urban Nature Pact „ist es, eine globale Bewegung zu schaffen, die den Schutz der biologischen Vielfalt in Städten fest verankert und konkrete Maßnahmen zur Förderung urbaner Natur umsetzt.“ (Pressemitteilung vom 3. September 2024). Dies gilt insbesondere für Berlin!
Der Berlin Urban Nature Pact basiert auf mehreren unterschiedlichen vorangegangenen Absichtserklärungen (wie z.B. der Edinburgh Erklärung von 2020 oder dem Montreal Pledge 2022) die auf internationaler Ebene beschlossen wurden.
Die teilnehmenden Städte verpflichten sich 15 der 28 gesetzten Ziele umzusetzen und die Erfolge oder auch Fehlschläge messbar festzuhalten. So soll bis 2030 die Biodiversität in den globalen Städten stabilisiert und vor allem erhöht und gesichert werden!
Im folgenden nenne ich die 7 Oberziele und ein paar Unterziele (diese sind vor allem für mich als Waldpädagogin und Stadtnaturführerin sehr relevant ;). Insgesamt werden aber 28 konkrete Ziele im Berlin Urban Nature Pact definiert. Falls du dich dafür interessierst, darfst du sie alle sehr gerne hier nachlesen.
Ziel 1: Bildung und Naturerfahrung
Ziel 1.1: Wir werden aktiv die Zusammenarbeit mit Schulen, Universitäten und weiteren Bildungseinrichtungen (z. B. Museen, botanischen oder zoologischen Gärten, NGOs) fördern, um ein öffentliches Programm zur Förderung der Biodiversität zu entwickeln und Maßnahmen der für Bildung und Kapazitätsaufbau umzusetzen.
Ziel 1.2: Wir ermöglichen intensive Naturerfahrungen für alle Kinder. Dafür verpflichten wir uns, pädagogisch unterstützte, kostenlose und komplett barrierefreie Erfahrungen in der Natur an mindestens einem Tag im Jahr für jedes Kind bis zum Alter von 15 Jahren anzubieten.
Ziel 1.3: Wir streben ein pädagogisches vor Ort-Angebot in Wäldern, Parks und anderen biologisch vielfältigen öffentlichen Flächen der grünen und blauen Infrastruktur an. Ranger oder Betreuer bieten dabei naturbasierte Umweltbildung an.
Ziel 2: Arten und Lebensräume
Ziel 3: Kohabitation
Ziel 4: Grüne Infrastruktur und Lebensräume
Ziel 5: Blaue Infrastruktur und Wasserwirtschft
Ziel 6: Bodengesundheit
Ziel 7: Ernährung und Landwirtschaft
Warum ist er so genial?
Das wir Menschen durch unseren oft achtlosen Umgang mit der Natur für das Artensterben verantwortlich sind, hat die Weltgemeinschaft verstanden. Die Liste der Gründe für das Artensterben ist leider sehr lang. Durch die unendlichen Bedürfnisse des Menschen nach immer mehr Rohstoffen wie Holz, seltenen Erden, Erdöl und Erdgas, Braunkohle, Minerale, Trinkwasser, Lebensmittel, Land für Besiedelung und Verkehr, etc., sind immer mehr natürliche Lebensräume von Tieren und Pflanzen verschwunden oder so sehr zerstückelt worden, dass eine genetische Vermischung der unterschiedlichen Populationen nicht mehr möglich ist, so das die Arten durch z.B. einen zu kleinen Genpool von dieser Erde verschwinden. Dieses Artensterben hat mittlerweile Ausmaße angenommen, die an einen Meteoriteneinschlag und seine Folgen für das Leben auf dieser Erde, erinnern.
Tatsächlich wird der Klimawandel oft als größte Herausforderung für uns Menschen genannt. Ich selbst habe während meines Studiums und auch bei meiner Ausbildung zur Natur- und Landschaftsführerin für Berlin nach BANU erkannt, dass das Artensterben für mich sogar an 1. Stelle steht wenn es um das Überleben des Menschen auf diesem Planeten geht. Um diese sehr umfangreiche Erkenntnis kurz zu fassen: Der Mensch ist von sogenannten „Ökosystemdienstleistungen“ (Ich mag das Wort überhaupt nicht) abhängig. Das ist Fakt! Wir alle brauchen sauberes Trinkwasser, Nahrungsmittel wie Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch, Rohstoffe zum Bau unserer Häuser und Luft zu Atmen (dies sind nur die essentiellen Ökosystemdienstleistungen, die Liste ist noch sehr viel länger). Jedes Ökosystem besteht aus unterschiedlichen Biotopen (unbelebte Gegebenheit, z.B. Gestein, Jahresniederschlag, etc.) und unterschiedlichen Biozönosen (lebendige Gemeinschaft, die im Biotop zusammen lebt, z.B. die Tiere und Pflanzen des Waldes). Die Vielfalt anÖkosystemen auf diesem Planenten ist grenzenlos und jedes ist einzigartig, trotzdem sind alle miteinander verbunden. Die „kleinste Einheit“ des Ökosystems ist eine Art. Dies kann eine Pflanze, ein Tier, ein Pilz, eine Alge sein, ganz egal. Diese Arten stehen in Wechselbeziehungen zueinander und bedingen sich oft gegenseitig. Sterben nun die Arten im großen Maßstab aus, wird das Ökosystem „löchrig“ und kann nicht mehr die gewohnte Dienstleistung für uns Menschen erbringen.
Ganz einfaches Beispiel dafür ist die Abholzung des Regenwaldes. Eine große Menge des Sauerstoffs auf der Erde wird rund um den Äquator produziert. Holzen wir den Wald ab wird der Sauerstoffgehalt in der Luft messbar geringer. Für eine Weile kann sich der Mensch an diese neuen Bedingungen anpassen, doch irgendwann wird die Luft sehr dünn.
Warum sind Stadtökosysteme dann so wichtig? Diese Frage in Gänze zu beantworten bedürfte einen ganzen Blogartikel an sich. Du kannst aber auch gerne bei der ZNL Ausbildung teilnehmen und alles rund um das Berliner Stadtökosytem erfahren und gleichzeitig helfen es zu schützen! Hier gibt es mehr Informationen.
Ganz kurz möchte ich auf diese Frage aber trotzdem eingehen, denn viele Menschen wissen oder verstehen nicht, dass die Stadt nicht nur für uns Menschen sondern auch für sehr viele Tier- und Pflanzenarten ein wichtiger Lebensraum ist und oft sogar der letzte Zufluchtsort! Im Falle von Berlin ist tatsächlich die Artenvielfalt in der Stadt teils größer als in Brandenburg, obwohl hier weniger Menschen leben. Aber wie bereits erklärt, hängt es zum größten Teil von der Art der Landnutzung ab, also welche Strukturvielfalt für Tiere und Pflanzen zur Verfügung stehen und welche Bedingungen sie gefährden. In Brandenburg herrscht ein starker Jagddruck, es gibt viele Monokulturen oder Plantagen (die riesigen Kiefernwälder, die an sich sehr Artenarm sind) und die konventionelle Landwirtschaft mit ihren Pestiziden. Sprich die Tiere flüchten in die Stadt, wo es eine größere Menge an Strukturen gibt, die Nahrungsketten noch funktionieren und das warme Stadtklima vielen Arten zu Gute kommt. Berlin ist somit eine der artenreichsten Metropolen Europas! Und wir Berliner profitieren im großen Maße von dieser Grünenmetropole, denn knapp 400.000 Stadtbäume spenden uns sehr viel Sauerstoff über das Jahr, kühlen uns mit ihrem Schatten im heißen Sommer und erfreuen uns mit ihren tierischen Bewohnern wie dem Eichhörnchen oder den Singvögeln. Der Berliner Wald filtert uns das Regenwasser und sorgt damit für unser Trinkwasser, dass wir über Brunnen nach oben Pumpen. Das sind nur einige Beispiele von Ökosystemdienstleistungen meiner Stadt.
Was wir Menschen oft vergessen ist, dass wir selbst Teil der Systeme auf dieser Erde sind und mit unseren Fähigkeiten und Entscheidungen, wie kein anderes Säugetier, unsere Umwelt gestalten. Leider nutzen wir diese Fähigkeiten noch vermehrt um uns selbst eine Zukunft zu gestalten, die das Leben auf der Erde vielleicht nicht mehr lebenswert macht. Viel sinnvoller und besser wäre es, wenn wir unsere Fähigkeiten dafür einsetzen würden diese Planeten für alle seine Bewohner besser zu machen. Letzten Endes für unser eigenes Wohl, doch für mich ist das auch eine Wertefrage, die ich vielleicht an anderer Stelle mal genauer erläutere.
Der Berlin Urban Natur Pact erkennt also den Schutz der Biodiversität in den Städten an und verpflichtet sich, mit Hilfe der Einhaltung der Ziele die Artenvielfalt zu erhalten und sogar zu verbessern. Ich finde ihn genial und um ehrlich zu sein, einige Jahrzehnte überfällig, aber besser spät als nie, oder?